Das 19. Jh. war auch das Jahrhundert des Rassismus. Er erlaubte mit wissenschaftlichem Anspruch (!) die Einteilung der Menschen nach „ Rassen“ nicht nur nach körperlichen Merkmalen, sondern auch nach seelischen und kulturellen Eigenschaften:
„Die Africaner endlich haben eine schwarze Haut, dabey aber ein wässerichtes oder melancholisches Temperament, die Haare sind wollicht, schwarz und krauß. Die Haut ist sanft wie Sammet, die Nase platt, die Lippen dicke und aufgeworfen. Ihre Weiber haben lange niederhängende Brüste. Die Gemüthsart ist boshaft, faul, nachlässig. Sie beschmieren sich mit Fett, und werden durch Willkühr regieret.“ (Carl v. Linné , „Vollständiges Natursystem“ 1773)
Selbstredend war die eigene „Rasse“ stets die „höherstehende“.
Dieser Gedanke wurde von Joseph Artur de Gobineau (1816-1882) in seinem „Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen“ 1853-55 in ein System gebracht: die höchststehende Rasse ist die „nordische“ oder „germanische“, alle anderen stehen unter ihr, auch die „deutsche“, von der Gobineau übrigens nicht viel hielt. Kulturelle Niedergänge werden nach ihm durch Rassenvermischungen ausgelöst, wobei die „niedrigere“ immer die „höhere“ hinunterzieht, nicht umgekehrt.
Diese Ideen waren zwar wissenschaftlich unhaltbar, bildeten aber eine Rechtfertigung für die Unterdrückung vieler Völker im Imperialismus und einen gefährlichen Nährboden für völkisches Ideengut, das die Toleranz völlig abschaffen und dafür einen gnadenlosen Weltanschauungskampf propagieren sollte.